Beruf und Familie besser verbinden

Die gemeinnützige soziale Trägerin Alternative Lebensräume GmbH, seit 1990 in Siegen und Umgebung aktiv, hat sich des Themas der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewidmet unter der Überschrift: „Beruf & Familie – Federleicht?“ – und konkret bei Familien im Siegerland nachgefragt, wie sie dieser Herausforderung begegnen und was ihnen geholfen hat, was ihnen fehlte und was sie sich wünschen. Dabei herausgekommen sind ermutigende Ergebnisse, basierend auf dem eigenen Engagement der Akteure. Abseits von festgefügten Rollenmustern im Dialog mit ihrer unmittelbaren Umgebung, haben sich diese Familien auf den Weg gemacht haben, Familie und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Dazu brauchte es Mut und Unterstützung, die sie zum Beispiel durch die Angebote in der Region, wie Ausbildung in Teilzeit und die erweiterte Betreuung der Kinder durch KiTS und KiTaS der Trägerin erhalten haben. Gleichwohl wurde auch deutlich, dass die Sozialgemeinschaft reagieren muss, um Fachkräfte auszubilden, Frauen und Mütter in der Erwerbstätigkeit zu unterstützen, Familien zu entlasten und dafür Sorge zu tragen, dass beispielsweise Alleinerziehende und ihre Kinder gefördert werden, Berufsrückkehrerinnen auf flexible Arbeitgeber*innen treffen und dass es mehr individuelle Konzepte braucht, um die Teilhabe der Menschen an der Gesellschaft zu verbessern.

Sonja Becker, Geschäftsführerin der Alternative Lebensräume GmbH: „Uns war es wichtig, Menschen aus unserm Umfeld zu befragen. Im Interview waren Familien unterschiedlicher Konstellation und mit Landrat Andreas Müller auch die Politik. Herrn Müller haben wir konkret gefragt, was unsere Region seiner Meinung nach jungen Familien zu bieten hat.“

Die Berichte aus dem Leben in der Region wurden ergänzt durch Daten aus Statistiken und Umfragen zum Thema Männer/Frauen, Arbeit/Bildung, Arm/Reich und die daraus resultierenden Chancenungleichheiten. Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 21% weniger als Männer bei vergleichbarer Leistung. Schichtarbeit, zum Beispiel in Pflegeberufen, beginnt vor den Kernöffnungszeiten der Kindertagesstätten. Laut der OECD-Studie von 2017 gehen in Deutschland 70% der Mütter arbeiten, davon allerdings 40% in Teilzeit. Nach wie vor verzichten Frauen häufig auf Erwerbstätigkeit, wenn sie Kinder haben. Nur jedes 3. Kind besucht eine Kita und darunter sind jene von Müttern mit einem hohen Bildungsabschluss häufiger vertreten. Die Entwicklung von frühen Chancen bei Kindern haben Auswirkungen auf deren weiteren Bildungsweg.

Die Daten und Erfahrungsberichte formulieren einen Auftrag an die gesamte Gesellschaft. Diesen Auftrag nimmt die Alternative Lebensräume GmbH zum Beispiel dadurch an, dass sie mit ihren Angeboten Frauenerwerbstätigkeit fördert, wie den Berufseinstieg durch Ausbildung in Teilzeit oder die erweiterten Betreuungszeiten, beispielsweise in der Kita Kasimir der Trägerin, die Betreuung bietet, so wie erwerbstätige Eltern sie benötigen. „Ohne die erweiterte Betreuung der Kita Kasimir, die ich mit meinem Sohn Samu nutzen kann und die ab 5:30 Uhr beginnt, hätte ich meine Ausbildung zur Krankenschwester aufgeben müssen“, sagt beispielsweise Marta im Interview, die im Olper Krankenhaus tätig ist und deren Partner in der Altenpflege in Kreuztal arbeitet.

Die fachliche Leitungskraft der derzeit 13 KiTS-Standorte der Trägerin, Yvonne Mankel, Tagesmutter und Mutter von 4 Kindern betont, wie wichtig eine verlässliche und flexible Betreuung aus ihrer Erfahrung ist, die insbesondere auch jüngeren Müttern den Einstieg in den Beruf erst ermögliche. In allen Interviews wird deutlich, was insbesondere die Frauen, die materiell unabhängig für sich und ihre Familie sorgen möchten, brauchen, auch im Hinblick auf drohende Armut im Alter. Die Familien wurden auch befragt, was sie sich wünschen und wo sie Hilfe erhalten haben.

Interessant in diesem Zusammenhang sind die Antworten von Landrat Andreas Müller, der sich zu den Themen Kinderarmut, Familie und Beruf äußert und Hintergründe zur Kampagne der Gegensätze des Kreises „Siegen-Wittgenstein-echt vielfältig“ liefert. Die enthält im Kern die Botschaft, dass die hiesige Region Stadt- und Landleben biete, man sich nicht entscheiden müsse, weil man hier beides haben könne. Und wie ist das mit Familie und Beruf? Andreas Müller: „Wir als Kreis versuchen hier zu unterstützen, etwa durch gute und preiswerte Betreuungsangebote für Kinder, oder indem wir Unternehmen motivieren sich als besonders familienfreundlich zertifizieren zu lassen, als Arbeitgeber Kreisverwaltung bieten wir beispielsweise sehr flexible Arbeitszeitmodelle an“. Darunter sei auch Teilzeitausbildung oder eine Stundenreduzierung für pflegende Angehörige.

„Ländliche Region – impulsgebende Menschen“ ist im Kreis kein Gegensatz, die Beispiele zeigen, dass wer mit alten Rollenmustern bricht, auch zu seinen Zielen gelangen kann. Die Interviews mit den Familien und die Angebote in der Region nebst weiteren statistischen Daten zum Thema hat Alternative Lebensräume GmbH in ihrem aktuellen Magazin „Postal“ veröffentlicht, kann über die Trägerin (Stephanie.guiwan@alf-siegen.de) kostenlos bestellt werden und Einblicke in die unterstützenden Angebote für Frauen und Familien geben.

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