Erweiterte Betreuungszeit in Kreuztal und Siegen - wie funktioniert das eigentlich?

Erweiterte Kinderbetreuungszeiten fördern Frauenerwerbstätigkeit – bei Kita Kasimir alle Plätze belegt

Die Trägerin Alternative Lebensräume zieht positive Zwischenbilanz bezüglich der Teilnahme am Bundesprogramm „KitaPlus“

Seit Juni letzten Jahres beteiligt sich die Kita Kasimir in Kreuztals Pfarrstraße am Bundesprogramm „KitaPlus“, um den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.  Im Sommer waren etliche Gäste, auch aus der Politik, bei der Eröffnung anwesend, um sich über das Bundesprogramm und die geplante Umsetzung zu informieren. Landrat Andreas Müller lobte seinerzeit den Pioniergeist der Trägerin Alternative Lebensräume GmbH. Auch das KiTS Raupennest  in der Fortunastraße in Siegen und die Kita Lillipuz nehmen am Bundesprogramm „KitaPlus“ teil. Ein fester Partner in Siegen-Achenbach ist IKEA, das in der Fortunastraße 5 Plätze in der Samstagsbetreuung für die Kinder seiner Mitarbeiter/innen finanziert.

Mit dem Bundesprogramm „KitaPlus: Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist“, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, soll Eltern durch eine Erweiterung der Öffnungszeiten in den Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert werden. Von Januar 2016 bis Dezember 2018 werden Kindertagesstätten sowie Kindertagespflegepersonen gefördert, die ihre Betreuungszeiten auf der Grundlage eines bedarfsgerechten Konzeptes erweitern. Im Mittelpunkt des Programmes steht das Anliegen, qualitativ gute Betreuung für Kinder zu Zeiten anzubieten, die den Bedürfnissen und Lebenslagen der Familien entsprechen. Es geht dabei nicht um eine Erweiterung des zeitlichen Umfangs der außerfamiliären Betreuung für einzelne Kinder, sondern um die Unterstützung von Familien durch passgenaue Betreuungsangebote mit guter pädagogischer Qualität.

Insbesondere um Alleinerziehenden zu helfen, nehmen wir mit unseren beiden Einrichtungen am Bundesprogramm „KitaPlus“ teil. Das Armutsrisiko für Alleinerziehende in Deutschland liegt bei 44%, sie leben fünfmal häufiger in Abhängigkeit eines Leistungsbezugs als Paarhaushalte. Aber auch die Arbeitszeiten bei der Feuerwehr, der Polizei und in der Krankenpflege liegen nicht fix von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr. Auch Arbeitsstellen im Einzelhandel, oft besetzt von Frauen, halten sich nicht an Kita-Kernzeiten.

In den Kitas wurden Umfragen durchgeführt, um die Notwendigkeit von erweiterten Betreuungszeiten im Sinne der bedarfsgerechten Betreuung sichtbar zu machen. Zudem wird das Bundesprogramm „KitaPlus“ begleitend evaluiert. Dabei werden alle Akteure betrachtet: Kinder, Eltern und Pädagogen. „Wir haben bei Kasimir 15 Betreuungsplätze für die erweiterten Zeiten zur Verfügung“, sagt Ines Fietze, Leitungskraft bei Kita Kasimir, „und sie sind alle belegt.“ Am Anfang seien schon einige Vorbehalte in der Bevölkerung da gewesen, die die Erweiterung der Betreuungszeiten so verstanden hätte, als wäre das Kind sozusagen rund um die Uhr und sechs Tage die Woche in der Kita. „Das ist auf keinen Fall so“, unterstreicht auch Geschäftsführerin Sonja Becker erneut, nimmer müde werdend zu sagen, dass „die Öffnungszeit der Kita sich erweitere und nicht die Zeit, die das Kind in seinem gebuchten Kontingent von 35 oder 45 Wochenstunden in der Einrichtung verbringe.“ Aus der Praxis ergänzt Ines Fietze: „Kommt ein Kind an einem Samstag, bleibt es dafür an einem anderen Tag in der Woche zuhause, an dem die Eltern nicht arbeiten und dann ihren freien Tag zusammen mit dem Kind verbringen. Auch entfällt für Eltern vor allem aber für das Kind der Stress, das Kind zwischen zwei oder mehr Betreuungsstellen hin und her zu transportieren. Dies entlastet alle und die Familien genießen die gewonnene Zeit miteinander, hören wir immer wieder.“

Derzeit beginnt in der Kita Kasimir die Frühbetreuung ab 6:00 Uhr und endet am Abend gegen 20:30 Uhr, hinzu kommt die Samstagsbetreuung. Die Zeiten werden mit den Eltern individuell vereinbart. „Wir brauchen rund 5 Tage Vorlaufzeit für die Planung. Wir richten uns nach dem Bedarf der Eltern und der Kinder", berichten Ines Fietze der Kita Kasimir und Yvonne Mankel von KiTS Raupennest.

In der Früh hätten die Kinder oft noch ein erhöhtes Ruhebedürfnis, auf das natürlich eingegangen werde. Dann gibt es für die Kinder nochmal ein Schläfchen im Ruheraum, wo sie ihr Bett mit ihrem eigenen Kuscheltier haben. Das gilt auch für die Zeit nach dem Abendbrot, die mit ruhigen Aktivitäten einher gehen kann wie Malen, Geschichten erzählen oder auch mal einem Hörspiel folgen. Es werden auch Ausflüge in die Umgebung gemacht, zum Pferdehof zum Beispiel oder auf Märkte. In "Werk-Ateliers" können sich die Kinder altersgemäß mit verschiedenen Materialien und Projekten befassen.

Erfolgreiches Programm braucht sichere, fördernde Partner

Die Förderung durch das Bundesprogramm „KitaPlus“ ist zeitlich begrenzt und verlangt nach weiterem finanziellem Engagement vor Ort, wenn es erfolgreich und für die Region und deren Familienfreundlichkeit wesentlich ist. „Eine solche Förderung kann auch von Unternehmen ausgehen“, sagt Geschäftsführerin Sonja Becker und verweist auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit IKEA in Siegen. IKEA fördert im KiTS Raupennest in der Fortunastraße 5 Samstags-Plätze für seine Mitarbeiter/innen. „Gerne können an dem Modell interessierte Unternehmen oder Personalverantwortliche mit mir das Modell besprechen“, lädt Sonja Becker ein. IKEA selbst sagt zu seiner Motivation zur Zusammenarbeit mit KiTs Raupennest: „Der Samstag ist unser wichtigster Tag und wir möchten als attraktiver Arbeitgeber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Angebot bereithalten. Damit reagieren wir auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, bieten zum Beispiel auch Berufsrückkehrern und Alleinerziehenden eine Möglichkeit Arbeit und Beruf besser kombinieren zu können“, erläutern Store Managerin Cathrin Scholz und Jan Bröckelmann (Local MarketingSpecialist) ihr Engagement und ihr Zusammenspiel mit KiTS Raupennest in der Fortunastraße. Eine Mutter, die bei IKEA nach der Erziehungszeit wieder eingestiegen ist, sagt: „Ohne dieses Angebot hätte ich noch nicht an die Berufsrückkehr zu denken gewagt. Mein Kind weiß ich sicher aufgehoben, es geht ja auch in der Woche ins Raupennest und fühlt sich dort wohl.“

 

Zurück