Vom Kopffüßler zum Triptychon

Vom Kopffüßler zum Triptychon - im Projekt Liebe sichert Frieden

Grundschüler erarbeiten sich künstlerisch ein Märchen von Ernst Penzoldt

Nach 10 Projektdoppelstunden freut sich die Klasse 1 von Gundel Martinek von der Grundschule Fischbacherberg über das gelungene Schlussbild. Ein Triptycon, welches verdeutlicht, warum es keinen Krieg geben kann. Nämlich: Weil wir hier wohnen! - gemeinsam erarbeitet mit Malerdichter Olaf Neopan Schwanke. Der Integrationsrat der Stadt Siegen förderte ein Projekt der Alternative Lebensräume GmbH mit dem Siegener Künstler. Er widmete sich der sprachlichen und kreativen Erarbeitung des Märchens "Warum es keinen Krieg geben kann" von Maler und Dichter Ernst Penzoldt (1892-1955).

Im Märchen ziehen die Späher zweier Mächte los, um zu erkunden, wie sie ins Nachbarland einfallen könnten. Dies ist nur möglich, wenn sie über ein Grundstück rennen, die dort glücklich lebende Familie vertreiben und dadurch alles kaputt machen. Dass das nicht geht, Menschen, die sich lieben unglücklich zu machen, sehen auch die Herrscher ein und somit fällt der Krieg aus. Für die Kinder in der Klasse war es etwas neues, dass Soldaten nach Hause gehen, ohne zu schießen und Häuser zu zerstören. Nur sehr wenige der Kinder, die mehrheitlich einen Migrationshintergrund haben, konnten zu Beginn mit dem Wort Krieg nichts anfangen. Sie hatten keine Bedeutung dafür. Widerum viele Kinder kannten Ballerspiele und konnten akkustisch wie auch in Bewegungsabläufen Krieg simulieren. Ältere Geschwister oder Eltern spielen diese Spiele. Ein Gefühl für die Folgen von Krieg "in echt" hatten sie nicht, wenngleich manche von ihnen Kriegsopfer in den eigenen Familien haben. Es sorgte für ein kurzes Staunen, dass es auch andere Handlungssalternativen gibt, wenn ein Soldat einmal loszieht. Die Kinder fanden das Märchen natürlich sehr schön und die Reaktion der Soldaten und ihrer Befehlshaber logisch. So malten sie sich am Ende selbst als glückliche Familie in das von Penzoldt beschriebene Haus!

Olaf Neopan Schwanke schaffte es, das Märchen zu vermitteln, obwohl die Alphabetisierung der Kinder gerade erst begonnen hatte. Als vielseitiger Künstler und ausgebildeter Pädagoge ist es ihm gelungen, den Kindern die Geschichte über das Erzählen nahe zu bringen und sie zum künstlerischen Schaffen zu motivieren. Ein wichtiger Lernerfolg, so Schwanke, habe auch darin bestanden, dass die Kinder von der Einzelarbeit (mein Blatt, mein Bild) gespürt haben, wie viel Spaß es macht, eine gemeinsame Arbeit zu organisieren und ein Teil eines Ganzen zu sein. Da gab es dann Malgruppen, wie Himmel, Haus, Blumen, Soldaten und hier gab es beispielsweise auch Stiefelmaler. "Das Projekt hat einen wichtigen Beitrag zur Integration und Klassenbildung geleistet und den Kindern etliche Aha-Momente beschert", sagt Koordinatorin Sinje Beck. Das Ergebnis wird in einem Leporello zusammengefasst und kann bei Interesse über sinje.beck@alia-siegen.de angefragt werden.

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