Das Bündnis „Wir wollen wohnen!“ fordert eine soziale Wohnungspolitik in den Kommunen

Wohnungskrise in Siegen-Wittgenstein spitzt sich zu

(Danke an das Aktionsbündnis für die folgende Pressemitteilung!)

Bezahlbares Wohnen ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit, auch in Siegen-Wittgenstein. Doch die Mieten steigen, Sozialwohnungen verschwinden und Menschen mit geringem Einkommen werden verdrängt.

Seit 2021 sind die Mieten allein in der Stadt Siegen um 16 Prozent gestiegen, wie Zahlen der Empirica Preisdatenbank zeigen. Zudem liegt die Leerstandsquote mit 1,62 Prozent unter den von Fachleuten empfohlenen 3 Prozent, was auf einen angespannten Wohnungsmarkt hindeutet. Dass sich die Lage ohne entschlossenes politisches Handeln weiter verschärfen wird, zeigt eine Studie der NRW.Bank: Hiernach fallen bis 2030 unglaubliche 69 Prozent der Sozialwohnungen in Siegen aus der Preisbindung und können dann zu Marktpreisen vermietet werden.

„Die Entwicklung in Siegen ist symptomatisch. Für das gesamte Kreisgebiet sieht die Situation mit einem Rückgang um 60 Prozent bis 2030 ebenso katastrophal aus. Das Thema Wohnen gehört ganz oben auf die kommunalpolitische Agenda“, betont Felix Dornhöfer, Geschäftsführer des Paritätischen Siegen-Wittgenstein/Olpe. „Wer zur Kommunalwahl antritt, muss sagen, wie er oder sie bezahlbares Wohnen sichern will und kann nicht nur auf Bund und Land verweisen. Alle politischen Ebenen können und müssen ihren Beitrag für bezahlbares Wohnen leisten.“ Zwar sind Bund und Länder für das Mietrecht und die Finanzierung der sozialen Wohnraumförderung verantwortlich, doch auch die Kommunen verfügen über Instrumente, um eine regionale soziale Wohnungspolitik zu stärken.

„Der öffentliche Wohnungsbau muss ausgeweitet werden und soll allein der Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum dienen. Zudem können Kommunen bei Neubauprojekten verbindliche Vorgaben zum Anteil von Sozialwohnungen machen. Eine Quote von 50 Prozent ist notwendig, um den Verlust vieler Sozialwohnungen in den kommenden Jahren entgegenzuwirken“, so Marco Karsten, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes Siegerland und Umgebung e.V. Jens Hunecke, Geschäftsführer des AWO Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein/Olpe fügt hinzu: „Das Ziel kommunaler Wohnungspolitik muss eine teilhabeorientierte und barrierefreie Quartiersentwicklung sein. So können auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Sinnesbehinderungen lange in der eigenen Wohnung und im vertrauten Wohnumfeld leben. Wohnen darf dabei kein Luxus sein. Es ist ein Grundrecht und die Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe.“

„Zu uns kommen immer mehr Menschen, die mit ihren Wohnkosten überfordert sind. Wir brauchen die nachhaltige Stärkung der Fachberatung zur Vermeidung und zum Abbau von Wohnungslosigkeit. Der Verlust der Wohnung ist für die Betroffenen eine Katastrophe. Präventiv Wohnungsverluste zu vermeiden, ist daher erstes Mittel der Wahl. Falls es nicht möglich ist, schnell eine neue Wohnung zu beschaffen, braucht es weiterhin ein strukturiertes Angebot bei uns in Siegen-Wittgenstein. Die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ bietet beides erfolgreich. Seit Projektstart konnten wir im Kreis Siegen-Wittgenstein über 400 Personen erreichen, darunter 50 Familien mit ihren Kindern. Wir sehen den nächsten Kreistag in der Pflicht, das Angebot nachhaltig im kommunalen Haushalt zu verankern. Falls dies nicht gelingt, fällt das Angebot ersatzlos weg. Eine Lücke, die von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen direkt trifft“, erläutert Lisa Assing Projektverantwortliche bei Alternative Lebensräume. Dabei wirkt nicht nur die Landesinitiative effektiv der Wohnungslosigkeit entgegen, auch Ansätze wie Housing First sind wichtige Instrumente. „Housing First ist ein Ansatz, der wohnungslosen Menschen direkt aus der Not mit unbürokratischem und unbefristetem Wohnraum versorgt. Mit der Wohnung bekommen betroffene Menschen auch wieder die Chance, Perspektiven zu bilden und in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen,“ ergänzt Frau Assing. „Durch die hohen Wohnkosten haben Beschäftigte Probleme, eine bezahlbare Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsstelle zu finden. Das führt zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Unternehmen haben Schwierigkeiten, Fachkräfte anzuwerben. Eine soziale Wohnungspolitik entlastet die Verkehrsinfrastruktur und ist Teil kommunaler Wirtschaftsförderung. Diese Zusammenhänge müssen bei kommunalen Investitionsentscheidungen mitgedacht werden,“ betont Dornhöfer.

Hintergrund:

Die Mietsteigerungen beziehen sich auf die Angebotsmieten. Sie sind ein Indikator für die Preisdynamik des Mietwohnungsmarktes und spiegeln die aktuelle Marktlage wider. Stark steigende Angebotsmieten erschweren Umzüge und Mobilität; sie führen dazu, dass Menschen weite Pendelwege zur Arbeit zurücklegen und / oder in Wohnungen bleiben, die nicht zu ihrer Lebenssituation passen.

Mit Leerstand ist hier der marktaktive Leerstand gemeint. Das bedeutet, dass diese Wohnungen innerhalb von drei Monaten bezugsfertig sind. Eine Leerstandsquote von etwa 3 Prozent wird als Indikator eines „gesunden Wohnungsmarktes“ gesehen. Schon geringe Abweichungen nach unten erhöhen den Konkurrenzdruck bei der Wohnungssuche. Besonders für Menschen mit wenig Einkommen oder ohne festen Wohnsitz verschärft das die Situation erheblich. Die Zahlen sind den neuesten Zensusdaten von 2022 entnommen.

Die Angaben zum Sozialwohnungsbestand beziehen sich auf den Zeitraum von 2024 bis 2030. In vielen Fällen werden weniger Sozialwohnungen gebaut als aus der Bindung fallen, weswegen der Bestand weiter abnimmt.

Informationen zum Aktionsbündnis:

Das regionale Aktionsbündnis „Wir wollen wohnen!“ Siegen-Wittgenstein ist ein Zusammenschluss bestehend aus dem Deutschen Mieterbund Siegerland und Umgebung e.V.“, dem Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW – Kreisgruppe Siegen-Wittgenstein/Olpe., der AWO Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe, Alternative Lebensräume sowie der DGB-Region Südwestfalen. Wir setzen uns ein für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum im Kreis Siegen-Wittgenstein.

Pressekontakt:

Deutscher Mieterbund, Marco Karsten, 0271 24279, m.karsten@mieterbund-siegerland.de

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